„Goldkauf ist Vertrauenssache“ – Interview mit Ulrich Tobias Böttger (Geiger Edelmetalle AG) Businesstalk am Kudamm
Die Corona-Pandemie hat für erhebliche Marktturbulenzen gesorgt. Wie hat sich Gold in der Krise geschlagen?
Ulrich Tobias Böttger: Es war interessant zu beobachten, wie am Anfang der Corona-Krise in Europa und Amerika Mitte März die Goldpreise simultan mit den Aktienmärkten nachgaben. Die offizielle Erklärung dafür ist, dass institutionelle Anleger Gold abverkauften, da sie Cash benötigten, um Nachschüsse auf ihre kreditgehebelten Aktienengagements zu leisten, der Werte eben entsprechend gefallen waren. Diese Phase dauert aber nur rund 14 Tage, danach begann Gold, um über 250 € pro Feinunze zu steigen und erreichte im Mai neue Höchststände an der Börse von zeitweise über 1.630 € die Feinunze. Die private Goldnachfrage in Deutschland stieg in den Monaten März und April extrem an, teilweise waren die Shops der Edelmetallhändler dem Ansturm nicht gewachsen. Ende März kam es dann zu einer Panik im Markt, nachdem bekannt wurde, dass drei große Schweizer Raffinerien im Tessin aufgrund Corona schließen mussten. Praktisch über Nacht explodierten die Materialaufschläge, das sind die Preise, die im Goldgroßhandel zusätzlich zum Börsenpreis zu bezahlen sind, um physische Ware geliefert zu bekommen. Zeitweise sah es so aus, als ob sich der physische Markt von den Börsenpreisen abkoppeln würde. Im Retailgeschäft wurden bei 1 Kilogramm Barren zeitweise über zehn Prozent Aufschlag auf den Börsenpreis berechnet. Viele Edelmetallhändler wurden leergekauft, die Lieferzeiten verlängerten sich auf über zwei Monate und manche Produkte, wie einzelne Goldmünzen waren wochenlang nicht verfügbar. Erst ab der zweiten Aprilhälfte, als auch die Schweizer Raffinerien wieder anliefen, begann sich die Versorgungslage langsam zu bessern und die Aufschläge reduzierten sich. Allerdings wurde bis heute das Preisniveau der Materialaufschläge und Bezugspreise vor Corona nicht erreicht, sondern notiert bei Barren und Münzen nach wie vor höher.
Foto: Geiger Edelmetall AG
label
businesstalk am kudamm edelmetall edelmetallexperte geiger edelmetalle ag gold ulrich tobias böttger
Die Corona-Pandemie hat für erhebliche Marktturbulenzen gesorgt. Wie hat sich Gold in der Krise geschlagen?
Ulrich Tobias Böttger: Es war interessant zu beobachten, wie am Anfang der Corona-Krise in Europa und Amerika Mitte März die Goldpreise simultan mit den Aktienmärkten nachgaben. Die offizielle Erklärung dafür ist, dass institutionelle Anleger Gold abverkauften, da sie Cash benötigten, um Nachschüsse auf ihre kreditgehebelten Aktienengagements zu leisten, der Werte eben entsprechend gefallen waren. Diese Phase dauert aber nur rund 14 Tage, danach begann Gold, um über 250 € pro Feinunze zu steigen und erreichte im Mai neue Höchststände an der Börse von zeitweise über 1.630 € die Feinunze. Die private Goldnachfrage in Deutschland stieg in den Monaten März und April extrem an, teilweise waren die Shops der Edelmetallhändler dem Ansturm nicht gewachsen. Ende März kam es dann zu einer Panik im Markt, nachdem bekannt wurde, dass drei große Schweizer Raffinerien im Tessin aufgrund Corona schließen mussten. Praktisch über Nacht explodierten die Materialaufschläge, das sind die Preise, die im Goldgroßhandel zusätzlich zum Börsenpreis zu bezahlen sind, um physische Ware geliefert zu bekommen. Zeitweise sah es so aus, als ob sich der physische Markt von den Börsenpreisen abkoppeln würde. Im Retailgeschäft wurden bei 1 Kilogramm Barren zeitweise über zehn Prozent Aufschlag auf den Börsenpreis berechnet. Viele Edelmetallhändler wurden leergekauft, die Lieferzeiten verlängerten sich auf über zwei Monate und manche Produkte, wie einzelne Goldmünzen waren wochenlang nicht verfügbar. Erst ab der zweiten Aprilhälfte, als auch die Schweizer Raffinerien wieder anliefen, begann sich die Versorgungslage langsam zu bessern und die Aufschläge reduzierten sich. Allerdings wurde bis heute das Preisniveau der Materialaufschläge und Bezugspreise vor Corona nicht erreicht, sondern notiert bei Barren und Münzen nach wie vor höher.